In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts entschied sich die ehemalige Deutsche Reichsbahn Gesellschaft (DRG) zu einem drastischen Modernisierungsprogramm. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass sie von den diversen, ehemals getrennt handelnden Staatsbahnen des deutschen Reiches diverse Lokomotivtypen "geerbt" hatte, die sich in Typ und Bauart stark unterschieden und deren Erhaltung aufgrund der Notwendigkeit, für jede Bauart unterschiedlichste Ersatzteile vorzuhalten, sehr kostspielig war.
Deshalb entwickelte man die Idee der sogenannten Einheitslokomotiv-Bauart. Unter dieser Bezeichnung wurden verschiedene Typen von Dampfloks entwickelt, die sich zwar aufgrund ihrer unterschiedlichen Einsatzgebiete durch Leistung und Achsanordnung unterschieden, bei denen aber etliche Teile frei austauschbar waren. Für den Güterverkehr entstand innerhalb des Programms die Baureihe 50, die sich durch recht große Leistung einerseits, andererseits aber auch durch eine relativ geringe Achslast auszeichnete. Letztere war besonders wichtig, um schlechte Gleislagen auf den Nebenbahnen ohne die Gefahr der Entgleisung sicher befahren zu können.
Von dieser Baureihe wurden ab 1939 insgesamt 3.164 Exemplare in Dienst gestellt. Sie bewährten sich außerordentlich durch ihre Robustheit und relativ einfache Konstruktion. Dies war der Grund, warum sich die Eisenbahnverwaltung in der ehemaligen DDR, die Deutsche Reichsbahn (DR), entschied, trotz eines sich bereits abzeichnenden Endes der Dampftraktion ab den 60er Jahren noch einmal 208 Loks des Typs generalzuüberholen und mit einem neuen Kessel zu versehen. So ist es nicht verwunderlich, dass Loks dieses Typs bis zum lang hinausgezögerten Ende der Dampflokzeit in der DDR im Jahr 1988 im täglichen Einsatz waren und sogar danach noch als mobile Heizanlagen zum Vorheizen von Zügen benutzt wurden.
Diese Loks bezeichnete man schließlich als Baureihe 50.35. Sie wurden also mit den Nummern 50 3501 bis 50 3708 versehen. Wenn Sie durch das Gelände und den Schuppen gehen, werden Sie insgesamt fünf Vertreterinnen dieser Baureihe antreffen, die wir Ihnen im einzelnen später vorstellen werden.
Im Zuge der Kriegswirtschaft ab 1942 beschloss man, auf Basis der Baureihe 50 eine weitere Baureihe aufzusetzen, die eher den Bedürfnissen des Militärtransports entsprechen sollte. Dabei handelte es sich um die Baureihe 52. Sie unterschied sich von der 50er insbesondere durch eine vereinfachte Bauweise und den Umstand, dass diese Loks nicht mehr "für die Ewigkeit" gebaut waren. Vielmehr war man durch die Kriegserfahrung zu dem Schluss gekommen, dass jedes Exemplar eine Lebenserwartung von nur fünf Jahren haben sollte. Damals hatte man also erkannt, dass das Wegwerfen der Loks nach Kriegseinwirkung günstiger war als das Reparieren. Insgesamt wurden über 6.000 Exemplare des Typs hergestellt.
Doch hatte man die Rechnung ohne die Mangelwirtschaft nach dem Krieg gemacht. Durch die besonderen Umstände war man gezwungen, die noch vorhandenen Loks der Baureihe 52 weiter zu benutzen. Selbst in den 60er Jahren hielt man sie noch für so unverzichtbar, dass auch hiervon noch einmal zweihundert Stück nach dem Rezept der Baureihe 50 saniert wurden. Auch diese Maschinen, die fortan als Baureihe 52.80 bezeichnet wurden, überlebten fast sämtlich die DDR. Wir sind stolz darauf, auch von dieser Type eine Maschine in unserem Bestand zu haben.
Die Loks der Baureihe 50 und 52 wurden in diversen Lokfabriken im seinerzeit besetzen Europa nach einem einheitlichem Typenblatt gebaut. Sie sind 22940 bzw. 22975 mm lang (incl. Tender) und wiegen dienstbereit, d.h. mit 2/3 vollen Vorräten, 147 Tonnen. Beide Bauarten verfügen über fünf über Stangen gekuppelte Achsen mit einem Raddurchmesser von 1,40 m und einer nicht angetriebenen Vorlaufachse, die die Spur der ersten Achse hinter den Dampfzylindern lenkt und damit die Kurvenläufigkeit der Maschinen stark erhöht. Die zweite, dritte und vierte Achse ist fest im Rahmen gelagert, während die fünfte Achse ein wenig Seitenspiel hat, so dass auch sie sich in Kurven verschieben kann.
Mit dieser Achsfolge tragen sie die Gattungsbezeichnung G56.15. Dies besagt, dass es sich um eine Güterzugloks handelt, die - ohne Tender - über fünf angetriebene und insgesamt über sechs Achsen verfügen und einen maximalen Achsdruck von 15 Tonnen auf die Schiene bringen.
Mit rund 1.800 PS erreichen die Lokomotiven eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h vorwärts und 50 km/h bei Rückwärtsfahrt. Freilich lässt sich über die Leistung der Dampfmaschine trefflich streiten, war doch der oben genannte Wert bei der Konstruktion errechnet worden. Messung im Jahr 1998 in der Schweiz nach modernen Messmethoden haben jedoch deutlich höhere Werte von rund 2.200 PS ergeben.
Die standardmäßig ab Werk gelieferten Tender fassten insgesamt 8 Tonnen Kohle und 26.000 Liter (Baureihe 50) bzw. 10 Tonnen Kohle und 30.000 Liter Wasser (Baureihe 52). Dies hört sich viel an, jedoch reicht der Wasservorrat der Loks bei einer anstrengenden Fahrt mit schweren Zügen und in hügeligem Gelände manchmal nur für rund 200 Kilometer Fahrt aus, dann musste Wasser nachgefüllt werden. Beim Kohlevorrat kalkulierte man rund eine Tonne auf 50 km Fahrtstrecke, so dass die Kohle theoretisch für 400 km ausreichte. Gerade in der ehemaligen DDR lag der Kohleverbrauch jedoch oft noch höher, weil hier minderwertige Brennstoffe (z.B. Braunkohle oder Briketts) verheizt werden mussten. Man kann sich heute kaum noch vorstellen, welche schwere Arbeit die Heizer unter diesen Bedingungen leisten mussten!
Um den Aktionsradius der Baureihe 50 zu vergrößern, wurden Anfang der 60er Jahre neue Tender konstruiert, die nun 10 Tonnen Kohle und 28 Kubikmeter Wasser aufnehmen konnten. Zwei unserer Loks verfügen über einen solchen Neubautender.